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Suizidalität
Suizidprävention ist möglich
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Suizidalität

Zahlen, Fakten, Warnsignale

Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland ungefähr 10.000 Menschen das Leben. Dazu gehen wir davon aus, dass es etwa 10-20 mal häufiger zu einem Suizidversuch kommt. Das bedeutet, dass es allein in Deutschland zirka 100 000 Suizidversuche gibt. Jeder Suizid betrifft andere Menschen, ob direkt oder indirekt. Neuere Zahlen gehen von bis zu 135 Menschen aus.

Das Suizidrisiko steigt mit zunehmenden Lebensalter an, jedoch gehört der Suizid in der Altersgruppe der 15-25 Jährigen weltweit zur zweithäufigsten Todesursache. In Deutschland sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und AIDS zusammen. Suizidversuche werden eher von Frauen im jüngeren Lebensalter unternommen während ca. 70% der Suizide durch Männer verübt werden.

Suizidalität ist immer ein Hinweis auf eine sehr große seelische innere Not. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass sehr viele Menschen, die durch einen Suizid sterben, zu diesem Zeitpunkt an einer psychischen Erkrankung litten. Aber das erklärt nicht allein, warum ein Mensch sich das Leben nimmt. Vielfältige andere Faktoren, wie z.B. Lebenskrisen, körperliche Erkrankungen oder belastende Lebensereignisse spielen hierbei eine Rolle. Es ist wichtig, Suizidalität nicht auf eine Ursache zurückzuführen. Es gibt Warnsignale, die uns helfen können, auf einen Menschen, dem es nicht gut geht und der Suizidgedanken entwickelt, aufmerksam zu werden:



Typische Warnsignale:

  • Veränderungen des Äußeren (z.B. dunkle Kleidung)
  • Sozialer Rückzug
  • Änderungen von wichtigen Gewohnheiten, Vernachlässigung von Ernährung und Körperpflege
  • Direktes oder indirektes Ansprechen von Suizidgedanken
  • Krisenhafte Zustände (z.B. Lebensereignisse) mit Auswirkungen auf Stimmung, Schlaf, Verhalten
  • Risikoreiches Verhalten
  • Verabschiedungen/Verschenken, Testament

Wir wissen heute bereits gut, welche Risikofaktoren für die Entstehung suizidalen Verhaltens eine Rolle spielen.

Risikofaktoren

Typische Warnsignale:

  • Frühere Suizidversuche
  • Stark belastende Lebensereignisse (z.B. Trennungen, Umzüge, Jobverlust, aber auch Flucht)
  • Psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen, Suchterkrankungen, Schizophrenien u.a.)
  • Körperliche Erkrankungen (besonders mit chronische Schmerzen)
  • Suizide in der Familiengeschichte
  • Wenige oder keine sozialen Kontakte bzw. Bindungen
  • Höheres Lebensalter
  • Männliches Geschlecht

Vorurteile und Mythen

Noch immer haben Menschen verschiedene Vorstellungen von diesem Thema, die wissenschaftlich widerlegt sind. Hier stellen wir die wichtigsten Mythen vor:

Mythos Nr. 1
Ich darf einen Menschen nicht nach suizidalen Gedanken (Lebensüberdruss etc.) fragen, denn dadurch bringe ich ihn/sie erst auf die Idee.Das Ansprechen dieses Themas kann Leben retten. Viele Betroffene erfahren hier eine Entlastung, weil es endlich jemanden gibt, der sich traut, dieses Thema anzusprechen und zuhört. Weitere Hinweise für eine mögliche Gesprächsführung finden Sie unten.
Mythos Nr. 2
Wer darüber redet, tut es nicht.Die meisten Menschen sprechen vor einem Suizid diese Gedanken an. Manchmal tun sie es nicht direkt, sondern über Aussagen wie "Es macht keinen Sinn mehr". Wichtig ist nun: Hinhören und nachfragen, denn dann kann man mehr Informationen bekommen und dem Betroffenen besser helfen.
Mythos Nr. 3
Wer einen Suizidversuch durchführt oder dies androht, will nur Aufmerksamkeit.Wer versucht sich das Leben zu nehmen - egal mit welcher Methode, ist an einem Punkt wo es ihm/ihr egal ist, ob der Tod kommt. Wir sagen, dass solch eine Handlung immer ein Ausdruck von größter innerer seelischer Not ist und der Betroffene sich nicht vorstellen kann, SO weiterzuleben. Deshalb müssen auch Andeutungen bzw. Versuche, die nicht tödlich enden, immer ernst genommen werden.
Mythos Nr. 4
Für Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, kann man nichts tun, sie tun es dann eben später. Außerdem ist der Mensch fei und kann das selbst entscheiden.Wir können Menschen das Leben retten, da bei den meisten Betroffenen der Suizidwunsch ein zeitlich begrenzter Wunsch ist. Es gibt Menschen, die einen Suizidversuch überlebt haben und berichten, dass sie später dieselbe Situation ganz anders bewerten würden und froh sind, noch am Leben zu sein. Auch hier wissen wir aus Untersuchungen, dass wenn die Betroffenen in dem Moment des Umsetzens Wollens ihres Suizidwunsches daran gehindert werden, es später nicht wieder bzw. auch nicht mit anderen Mitteln versuchen. Natürlich ist der Mensch frei. Die meisten Menschen, die aus dem Leben gehen wollen, tun dies jedoch aus einer Not heraus, die psychische oder physische Gründe hat und bei der viele andere Faktoren einen Einfluss haben.

Suizidprävention ist möglich!

Suizidalität ist ein komplexes Phänomen und Suizidprävention deshalb auch eine vielschichtige Aufgabe. Eines der wirksamsten Mittel ist – soweit überhaupt möglich – die Einschränkung der Verfügbarkeit von Suizidmethoden (z.B. Waffen, Medikamente, Chemikalien, Absicherung von Bauwerken). Weitere Mittel der Suizidprävention sind u.a. die Verfügbarkeit niedrigschwelliger Behandlungsangebote, die Fortbildung in den medizinischen und psychosozialen Berufen sowie die Förderung der Früherkennung von Suizidgefährdung und von psychischen Erkrankungen und nicht zuletzt ein gesellschaftliches Klima, in welchem die Suizidproblematik wahr- und ernst genommen wird.

Hierzu braucht es Unterstützung, von der Politik, der Gesellschaft, aber auch von jedem einzelnen Menschen. Wenn Sie die Arbeit der DGS unterstützen wollen sprechen Sie uns an oder helfen Sie uns mit einer Spende.

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Was kann man für einen suizidgefährdeten Menschen tun?

Neben dem wichtigsten Schritt des Ansprechens ist es die Begleitung, Stützung und das Da-sein. Viele Menschen kennen Krisensituationen und wissen, dass eine Begleitung durch einen Freund und Vertrauten sehr helfen kann.

Natürlich gibt es auch eine Reihe von Hilfsangeboten, wenn man das Gefühl hat, dies nicht allein bewältigen zu können. Niemand muss Angst haben, dass er oder sie die einzige ist, die helfen. Es ist hierbei wichtig, dem Betroffenen klar zu machen, dass man seinen Wunsch respektiert, sich jedoch Sorgen macht und eine zusätzliche Unterstützung braucht. Diese geht im niederschwelligen Setting, z.B. über anonyme Online/Telefonangebote, in persönlichen Gesprächen mit Menschen, die für diese Krisen geschult sind (z.B. beim psychosozialen Krisendienst) aber natürlich auch in einer Klinik.

Wir wissen, dass viele Menschen große Scheu davor haben, in eine Klinik zu gehen, aber hier arbeiten Menschen, die einem rund um die Uhr helfen können. Wenn sich Menschen freiwillig Hilfe in einer Klinik suchen, wird diese Freiwilligkeit respektiert. Auch hier halten sich noch immer falsche Vorstellungen darüber, was in einer psychiatrischen/psychosomatischen Klinik passiert. Betroffene sollten keine Angst haben denn es geht um ihr Leben und für viele andere körperliche Erkrankungen würden wir nicht zögern, in ein Krankenhaus zu gehen.

Also, helfen ist gar nicht so schwer!

Trauen Sie sich, den Betroffenen zu fragen, ihn/sie anzusprechen. Es geht nicht um die perfekten Worte, es geht darum, zu signalisieren: ich bin für Dich da.

Vermitteln Sie, dass Sie sich Sorgen machen. Denn das tun Sie ja. Ihnen ist es nicht egal, wie es Ihrem Gegenüber gerade geht, Sie haben ja bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Versuchen Sie sich Zeit zu nehmen, bleiben Sie beim Gespräch ruhig und bewerten die Gedanken nicht. Vielleicht mögen diese für Sie gar nicht so schwer wirken, für den Betroffenen sind sie es aber.

Scheuen Sie sich auch nicht, zu sagen, wenn Sie sich unsicher sind oder Sie sich überfordert fühlen. Sie dürfen dem Betroffenen dann auch ganz offen sagen, dass Sie weitere Hilfen hinzuziehen möchten. Dabei ist es wichtig, offen zu sein und nicht hinter dem Rücken etwas zu organisieren.
Wenn die Zeit nicht ausreicht sorgen Sie dafür, dass eine andere Person bei dem Betroffenen ist. Oft sind gerade die Nächte schwierig, wenn ein Freund mit übernachten kann oder der Betroffene zu einer vertrauten Person kann ist dies viel wert.

Besprechen Sie mit dem Betroffenen, was er/sie selbst tun können. Welche anderen Personen gibt es eventuell, die mit einbezogen werden können, welche Telefonnummern sind im Notfall da. Helfen Sie dem Betroffenen ggf., einen Termin bei einem Angebot zu organisieren. Betroffenen fehlt oft die Kraft dazu, dies allein zu tun. Begleiten Sie den Betroffenen ggf. zum Hausarzt. Auch hier ist diese Begleitung eine große Stütze, z.B. bei der Anmeldung in einer Arztpraxis.

Egal warum ein Mensch Suizidgedanken hat – begegnen Sie dieser Person immer mit Respekt und Verständnis.

Suizidprävention ist möglich.
Unterstützen Sie uns dabei, die Zahl der Selbsttötungen in Deutschland weiter zu verringern.

Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) ist seit 1972 die übergreifende Fachgesellschaft für alle Einrichtungen und Personen, die sich in Forschung, Lehre oder Praxis mit Suizidprävention als Hilfe in Lebenskrisen befassen.

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention - Hilfe in Lebenskrisen e.V.

Geschäftsstelle:
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention
PD Dr. Gerd Wagner
Universität Jena
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Philosophenweg 3
D-07743 Jena

E-Mail: dgs.gf(at)suizidprophylaxe.de
www.suizidprophylaxe.de

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